Wie man taktile und visuelle Wahrnehmung bei Kindergartenkindern unterstützt

Bildungsbereich: Sinnesschulung (hier Wahrnehmungsförderung, Taktike Wahrnehmung, haptische Wahrnehmung, visuelle Wahrnehmnung)

  • Taktile Wahrnehmung trainieren
  • Visuelle Wahrnehmung schärfen
  • Den Tastsinn fördern und fordern
  • Den Sehsinn bei Kindergartenkindern schulen
  • Haptische und taktile Reize unterscheiden lernen

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Visuelle und taktile Wahrnehmung im Kindergarten unterstützen

Warum ist visuelle Wahrnehmung wichtig?

Als visuelle Wahrnehmung bezeichnet man die Weiterverarbeitung von Informationen, die über die Augen aufgenommen werden. Die von den Augen empfangenen optischen Reize werden vom Gehirn verarbeitet, mit Erinnerungen und Erfahrungen abgeglichen und gespeichert. Das ist z.B. wichtig, um Gegenstände wiederzuerkennen oder zu unterscheiden. Auch für das Lesen und Schreiben ist die visuelle Wahrnehmung elementar wichtig: Buchstaben müssen erkannt und voneinander unterschieden werden, Buchstabenformen schriftlich korrekt wiedergegeben werden, damit der Buchstabe auch zu erkennen ist, Linien müssen eingehalten werden (Schreiben auf der Zeile), damit das Geschriebene hinterher auch gelesen werden kann. In Mathematik wird die visuelle Wahrnehmungsfähigkeit wichtig z.B. für Längenvergleiche, für die visuelle Mengenerfassung oder auch in der Geometrie. Das sind allerdings nur einige Beispiele - visuelle Wahrnehmungsfähigkeit wird in nahezu allen Alltagsbereichen benötigt.

 

Was fördert visuelle Wahrnehmung?

Zuordnungsspiele (z.B. Tiere und ihre Kinder, Tiere und ihr Zuhause), Memo-Spiele (gleiche Bilder finden), Wimmel-Bilderbücher ansehen (nach bestimmten Figuren/Dingen im Bild suchen lassen oder das Kind erzählt einfach, was es alles sieht), Bücher bzw. Spiele, bei denen unter vielen gleich aussehenden Figuren (z.B. Tassen) diejenige gefunden werden muss, die sich von den anderen unterscheidet, Puzzles aber auch ausmalen und ausschneiden fördern die visuelle Wahrnehmung.

 

Wie äußern sich visuelle Wahrnehmungsstörungen bei kleinen Kindern?

Bei einer visuellen Wahrnehmungsstörung handelt es sich nicht um ein Problem mit der Sehschärfe, vielmehr handelt es sich um eine Störung der Weiterverarbeitung des Gesehenen im Gehirn. Diese äußert sich vielfältig: z.B. durch Probleme beim Erkennen gleicher Formen bzw. beim voneinander Unterscheiden ähnlich aussehender Formen, durch mangelnde räumliche Wahrnehmung (links/rechts, oben/unten, vorne/hinten), daraus resultierende Orientierungsschwierigkeiten, Probleme beim Einschätzen von Geschwindigkeit (z.B. herannahendes Auto). Viele Symptome lassen auch erstmal auf andere Störungen schließen: So kann es z.B. sein, dass sich das Kind häufig die Augen reibt, beim Lesen oder Schreiben den Kopf schief oder sehr nah über dem Papier/Buch hält, was natürlich zunächst an ein Problem mit dem Sehvermögen denken lässt. Bei Rechtschreibschwierigkeiten (Verwechseln von Buchstaben z.B. b/d oder p/q) und einem unsauberen und schlecht leserlichen Schriftbild gehen die Vermutungen wahrscheinlich sofort in Richtung Legasthenie. Auch Probleme mit Mathematik (Verwechseln von Zahlen durch ähnliche Zahlenform z.B. bei 6 und 9), Verwechseln der Stellenwerte bei Zahlen (52 statt 25) lassen wohl erstmal auf eine Dyskalkulie schließen. Die erste Anlaufstelle ist hier natürlich der behandelnde Kinderarzt. Dieser wird eine weitere Abklärung durch Augenarzt, Ergotherapeut oder andere Fachrichtungen veranlassen, damit das Problem auch an der richtigen Stelle behandelt und behoben werden kann.

 

Was ist taktile Wahrnehmung?

Die taktile Wahrnehmung gehört zu den Basis-Sinnen und entwickelt sich bereits im Mutterleib. Über Fingerspitzen, Hände, Mund, ja über die Haut am ganzen Körper werden Reize wie z.B. Berührung, Druck, Temperatur, Vibration oder sogar Schmerz als Informationen aufgenommen. Das Kind erschließt sich durch diese Erfahrungen seine Umwelt (z.B. wie Dinge beschaffen sind) und seinen eigenen Körper (z.B. Abgrenzung eigener Körper und Umwelt).

 

Warum ist taktile Wahrnehmung für Kinder wichtig?

Bis zum siebten Lebensjahr lernen Kinder vor allem durch Nachahmung, Spielen und „über die Hände“. Dass die unterschiedlichsten Objekte eine magische Anziehungskraft für Kinderhände ausstrahlen, wissen alle Eltern nur allzu gut. Kinder sehen sich die Dinge sehr gerne nicht nur mit den Augen an, sondern auch mit ihren Händen durch greifen, tasten und erfühlen. Ein gutes Körperbewusstsein und eine sichere Bewegungsfähigkeit durch gute Motorik werden durch taktile Erfahrungen gefördert.

 

 

Tipps und Tricks zur visuellen und taktilen Wahrnehmung im Kindergarten!

  • Spiele zum Muster erkennen und nachzeichnen oder fortführen (z.B. im Sandtablett)
  • Merkspiele wie Was fehlt (Korb mit Gegenständen vorzeigen, dann wird einer verdeckt entfernt - kann auch mit Kindern im Sitzkreis gespielt werden: alle Kinder schließen die Augen, ein Kind wird angetippt und geht leise weg, die anderen Kinder raten nun wer fehlt)
  • Entfernungen und Größen abschätzen: z.B. wie viele Schritte bis zum Baum, wie viele Murmeln passen in das Glas
  • Nebenbei-Förderung im Alltag: Saft in ein Glas eingießen, Socken oder Schuhe paarweise zuordnen, Wäsche falten, mithelfen beim Kochen und Backen
  • Tastspiele (unterschiedliche Oberflächen, unterschiedliche Materialien) in der Natur: Gras (kurzes Gras, langes Gras), Erde (fein und grob, sandige Erde, lehmige Erde), Sand (gröberer Sandkastensand, feiner Quarzsand), Blätter (frische und trockene), Holz (unterschiedliche Baumrinden von relativ glatt bis knorrig rau), Steine (glatte Steine, raue Steine) – am besten noch mit geschlossenen Augen (Konzentration nur auf das Tasterlebnis)